Änderungsantrag II – Verfassungs- und Menschenfeinde auch so nennen
Der Extremismusbegriff und die damit einhergehende sogenannte Hufeisentheorie sind wissenschaftlich und politisch hoch umstritten und verschleiern den Kern unseres Problems: Antidemokratische Einstellungen und Ungleichwertigkeitsvorstellungen sind, ob bewusst oder unbewusst, längst in Teilen der Mitte unserer Gesellschaft, unseres Denkens, Handelns und Sprechens angekommen beziehungsweise nie ganz von dort verschwunden. Als Verbände die wir uns für Natur- und Umweltschutz einsetzen, Gemeinschaft und Gruppenerlebnisse etwa auf Fahrten und Wanderungen bieten, sind wir besonders verwundbar und attraktiv für Versuche seitens (neu-)rechter, nationalistischer und völkischer Strömungen unsere Strukturen auf sämtlichen Gliederungsebenen zu unterwandern und Stück für Stück einzunehmen, um sie als Plattform für die Verbreitung ihrer menschenverachtenden Ideologien zu nutzen und den Konsens in eine weltoffene, bunte und demokratiebejahende Gesellschaft weiter zu untergraben.
„Ein Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa offenbart nur allzu deutlich, was wir eigentlich alle längst hätten wissen können: Der Extremismus-Begriff hat uns in die Irre geführt. Die Gefahr für Demokratie und Menschenrechte geht nicht von einigen Wenigen und nicht von den gesellschaftlichen Rändern aus. Die „Mitte der Gesellschaft“ war und ist kein Ort der Weltoffenheit und Toleranz. Antidemokratische Dynamiken finden sich genau hier. […] Rassistische, sexistische, behindertenfeindliche und andere menschenverachtende Haltungen, Strukturen und Handlungen finden sich überall in unserer Gesellschaft. Folglich ist der Natur- und Umweltschutz hiervon nicht ausgenommen. Auch hier finden sich Denkmodelle und Vorgehensweisen, die den Grundsätzen der Demokratie (zum Beispiel Minderheitenschutz, Achtung der Menschenrechte) zuwiderlaufen. Meist geschieht dies unwissentlich und unabsichtlich. Als starke zivilgesellschaftliche Kräfte tragen auch die Umweltverbände und Naturschutzorganisationen Verantwortung für das gesellschaftspolitische Klima. Sie können im Angesicht multipler Krisen (Klimawandel, Erosion der biologischen Vielfalt, zunehmende Fluchtursachen, Ressourcenverknappung, soziale Spaltung) ein Wegweiser sein. An der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur können sie aufzeigen, dass der Ausweg nicht Regression, sondern Emanzipation heißt. Denn das Gute Leben für alle ist nur zu bekommen, wenn weiterhin an emanzipatorischen Veränderungen, wie sie zum Beispiel das Konzept der sozial-ökologischen Transformation beinhaltet, festgehalten wird.“
Aus FARN-Publikationen: Aspekte Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Natur- und Umweltschutz. https://www.nf-farn.de
Deshalb setzt sich die Deutsche Wanderjugend im Landesverband Hessen für die Änderung des Positionspapiers an folgenden Stellen ein: siehe oben.

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